Großes petrographisches Leitz Mikroskop mit synchroner
Nicoldrehung; Polarisationsmikroskop Stativ SY aus 1923. Das Mikroskop
ist gefertigt aus schwarz lackiertem und vernickeltem Messing, blankem bzw.
gebläutem Stahl. Das Mikroskop ist zum Umlegen eingerichtet, es
verfügt über einen Grob- und beidseitigen Feintrieb. Die Beleuchtung
erfolgt über einen vierfach gelagerten Plan- und Hohlspiegel sowie einen
aufwendigen Beleuchtungsapparat mit Polarisator und einschaltbarer
Kondensorlinse.
Der Drehtisch erlaubt mit einem Nonius das Ablesen von Inkrementen zu 0,1°. |
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Auf dem
Hufeisenfuß ist das Mikroskop signiert:
Ernst Leitz Das große Polarisationsmikroskop für petrographische Untersuchungen mit synchroner Nicoldrehung ist ausgestattet mit einem vierteiligen Objektivsatz:
Ernst Leitz Wetzlar 2, Zur sachgemäßen Verwendung der Ölimmersion ist dem Objektiv eine Anleitung beigegegeben. Das Mikroskop verfügt über Polarisationsokulare mit weitem Durchmesser, und damit einem möglichst großem Gesichtsfeld, Fadenkreuz und verschiebbarer Augenlinse Ernst Leitz Wetzlar 1, Ernst Leitz Wetzlar 2 Mikrometer und Ernst Leitz Wetzlar 3 sowie über einen Normokularadapter. |
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Ferner sind die
Lambda-Plättchen Gips rot I. und
Glimmer 1/4 lambda
vorhanden, je ein in Metallring gefasstes Okularmikrometer und ein Netzmikrometer
sowie eine zusätzliche Kondensorlinse Apert
1.45.
Auch das ursprünglich mit ausgelieferte Objektmikrometer ist in seiner Schatulle erhalten und beschriftet Ernst Leitz / Wetzlar. sowie Mikrometer / 2 mm lang / geteilt in / 200 Teile. Der Drehtisch ist mit einer herausnehmbaren zentralen Platte ausgerüstet, um mit diesem Stativ einen großen Universaldrehtisch verwenden zu können (der auf den Fotos gezeigte Universaldrehtisch wird gesondert erworben und dient hier zu Illustrationszwecken der vorgesehenen Einsatzmöglichkeiten des Mikroskops). |
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Als aplanatische Hilfslupe mit Gelenk zum Aufsetzen auf das
Okular ermöglicht sie die Beobachtung konoskopischer Interferenzbilder
kleinster Mineralteile.
In Verbindung mit der Bertrand'schen Linse und der an dieser befestigten Wright'schen Irisblende wird jene 12fache Hilfslupe gebraucht. Sie ermöglicht mit dem Objektiv Öl-Immersion 1/12 das Ausblenden von Mineralteilchen eines Durchmessers von nur 7 Mikrometern. Signiert ist der Nebenapparat mit Ernst Leitz Wetzlar 12x und ist zum Gebrauch mit den Okularen 1 und 2 gedacht. Die Einführung der an diesen Objektiven zu erkennenden Dreipunkt-Zentrierung findet um 1920 statt: Während bei den bisherigen Wechselvorrichtungen bei jedem Objektivwechsel eine Neuzentrierung erfolgen muß, bleibt beim Objektivwechsel über die neue Wechselzange der Zentrierzustand erhalten. Nur ein einziges Mal ist es pro Objektiv erforderlich mit zwei kleinen Vierkantschlüsseln die optische Achse des Systems auf die Achse des Instrumentes einzustellen. Während alle Tuben der übrigen Stative von Leitz in der Entstehungszeit dieses Mikroskops aus klar lackiertem Messing und die Stative selbst bereits seit 1905 zunehmend aus schwarz emailliertem Guß hergestellt werden, weicht einzig die Ausführung des SY von diesem Konzept ab und das Mikroskop erscheint formvollendet ganz im Stil des Art Déco in der Farbkombination Nickel und Schwarz. Es handelt sicher hierbei um die erste Ausführung des Mikroskops mit synchroner Drehung, wie es als Stativ SY oder SM von Leitz über gut 20 Jahre angeboten wird. |
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Der Konstrukteur
dieses Instruments, Max Berek, schreibt zu dem hier gezeigten Mikroskop im
Jahre seiner Auslieferung (M. Berek: Mikroskopische Mineralbestimmungen
mit Hilfe der Universaldrehtischmethoden. Gebrüder Borntraeger,
Berlin 1924: 21-27):
Die Vorbedingungen für die Benutzung des normalen Dünnschlifformats auf dem Universaldrehtisch, ferner für eine bequemere Handhabung des Instrumentariums, konnten nur durch vorausgehende einschneidende Veränderungen in der Bauart der Polarisations-Mikroskope geschaffen werden, die in den Jahren 1912-14 in den Leitzwerken unter Initiative des Verfassers durchgeführt worden sind. Die Ausmaße der so entstandenen Stativtypen KM, CM, GM und Sy sind so festgelegt, daß auf dem Mikroskoptisch ein Universaldrehtisch von ganz erheblich größeren Ausmessungen als bisher benutzt werden kann. [...]
Für Liebhaber der synchronen Nicolführung speziell dient das
Stativ Sy. Bei diesem ist die synchrone Nicolführung nicht nach dem
System F. E. Wright eingerichtet, sondern
so konstruiert, daß der Tubusschlitz und das Okular an der synchronen
Nicolbewegung teilnehmen. Daher bleibt sowohl das optische Azimut der
Kompensatoren gegen die Schwingungsrichtungen der Nicols stets dasselbe,
wie auch verbleiben die Okularflächen stets parallel den
Schwingungsrichtungen der Nicols. Das Stativ besitzt außerdem, wie
die normalen Stative, eine Objekttischdrehung, so daß bei dem Stativ
Sy eigentlich die synchrone Nicolführung als sechste unabhängige
Drehbewegung zu den vier Drehbewegungen des Universaldrehtisches und zu der
fünften des Mikroskopobjekttisches hinzutritt, und man nach Belieben,
wie bei den normalen Einrichtungen, oder mit synchroner Nicoldrehung arbeiten
kann. Die Orientierung der Schwingungsrichtungen der Nicols können am
Objekttisch oder an einem in der oberen Hälfte des Tubus angebrachten
Teilkreis mittels Nonius auf 0,1° abgelesen werden. Tubusanalysator
sowie Bertrandsche Hilfslinse sind bei jeder Lage der synchronen Nicoldrehung
ein- und ausschaltbar. |
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Sowohl in den
Spezialstativen von C. Leiss in Steglitz wie
bei den Polarisationsmikroskopen mit
Universaldrehtisch von E. Leitz in Wetzlar sind,
und zwar auf ganz verschiedenen Wegen, alle wesentlichen Anforderungen, die
man hinsichtlich der Ausgiebigkeit des Instrumentariums stellen kann, zum
ersten Mal prinzipiell gelöst. Hinsichtlich der
Justierungsmöglichkeiten besitzt weder das
Spezialstativ mit fest eingebautem Drehtisch,
noch das Polarisationsmikroskop mit aufsetzbarem Drehtisch Vorteile
irgendwelcher Art; denn bei den beiden Ausführungen ist die Drehachse
A1 unabhängig nicht zentrierbar, sondern man bleibt in dieser
Hinsicht darauf angewiesen, wie weit durch Qualität der mechanischen
Ausführung ein Zusammenfallen der Drehachsen A1 und
A3 erreicht ist.
Hier Vorschläge zur Bevorzugung der einen oder anderen Apparatur zu machen, steht dem Verfasser nicht an. Was die instrumentellen Einrichtungen von E. Leitz in Wetzlar betrifft, so sei bemerkt, daß der Verfasser für seinen persönlichen Gebrauch die normalen Stative KM, GM und ganz besonders CM vor dem komplizierteren Stativ Sy bevorzugt. Bei Anwendung der Universaldrehtischmethoden ist der Arbeitende mit der Beachtung des Methodischen so in Anspruch genommen, daß die Beibehaltung möglichst vieler vom gewöhnlichen Mikroskopieren gewohnten Handgriffe angenehm empfunden wird, während z.B. bei allen Stativen mit synchroner Nicoldrehung die richtige Lage der Nicols überwacht werden muß. [...] Nichtsdestoweniger wird es immer auch Liebhaber der synchronen Nicolführung geben. |
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Nicht zuletzt den gegenseitigen Respekt von Max Berek und Carl Leiss (1868-1940) kann man in gleicher Weise der bald darauf erscheinenden Leiss'schen Schrift entnehmen. | ||||
So
schreibt Carl Leiss zur synchronen Drehung der Nicols (C. Leiss: Die modernen
optischen Meßinstrumente der Kristallographen und Petrographen - Ihre
Beschreibung und Justierung. Gustav Fischer, Jena 1925: 48):
Ursprünglich hat man die gemeinsamen Nicoldrehungen so ausgeführt, daß der über dem Okular sitzende Analisator (samt Okular) mit dem Polarisator gedreht wurde. Diese Anordnung hatte den Nachteil, daß man nur sehr schwache Okulare benutzen konnte, weil der Nicol die Einstellung des Auges in die Austrittspupille behinderte und das Sehfeld dadurch stark eingeschränkt wurde. - Eine synchrone Nicoldrehung, wie sie sich jetzt eingebürgert hat, beschrieb ich zuerst in der Zeitschr. f. Krist. 1911, Bd. 49, S. 198. Hierbei wurde nur der Tubus-(Innen-)Analisator mit dem Polarisator ohne Zahnradübertragung usw. um 90°-180° gedreht. Polarisator und Analisator besitzen je einen "Mitnehmerarm", die mit einer Stange zum Drehen in Verbindung stehen (s. z.B. die Fig. 24, S. 73). Der Mitnehmerarm des Polarisators ist fest mit der Stange verbunden, während der Arm des Analisators auf der Stange gleitet, um den Bewegungen des Tubus zu folgen. - Bei den meisten Instrumenten, die diese synchrone Nicoldrehung besitzen, ist der Analisator nur in der Normal-(0-)Lage aus- und einschaltbar. Bei einem Leitz'schen Stativ Sy und meinen Theodolitmikroskopen (und auch bei meinen anderen Stativen) (S. 73, Fig. 24) hingegen kann der Analisator in jeder Lage aus- und eingeschaltet werden, was natürlich für den praktischen Gebrauch außerordentlich angenehm ist. Beide Ausführungsformen - die Leitz'sche und die meine - sind indessen sehr verschieden, also keine gegenseitigen Nachbildungen. |
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Das hier gezeigte Instrument wird im Katalog Ernst Leitz Optische Werke
Wetzlar: Leitz Polarisations-Mikroskope (No. 48 Pol.; Wetzlar Juni
1924) wie folgt angeboten:
Stativ Sy. Stativ mit synchroner Nicoldrehung in großem Ausmaß mit Gelenk zum Umlegen des Oberteils, Zahn- und Triebbewegung für die grobe Tubusverschiebung. Herzmikrometerschraube für die Tubusfeinbewegung mit Ablesunge 0,002 mm, dreh- und schwenkbarem und nach der Höhe unabhängig vom Kondensor verstellbarem Hohl- und Planspiegel, Zahn-und Triebbewegung für den Beleuchtungsapparat, großem drehbarem Objekttisch mit herausnehmbarer Ringplatte mit Gradteilung und Klemmvorrichtung für die Tischdrehung. Noniusablesung auf 0,1°, zwei Tischklemmen, weitem Tubus, Objektivwechsel- und -zentriervorrichtung mit drei Zentriereinsatzringen, Tubusschlitz unter 45° zur Aufnahme von Kompensatoren, Tubusanalysator mit Korrektionslinse, Amici-Bertrand'scher Hilfslinse, zentrierbar, mit Irisblende und innerhalb des Tubus durch Gleitbewegung fokussierbar, Auflegering für den Aufsatzanalysator mit Index, Okularzwischenstück für Okulare normalen Formats und mit folgender speziellen Eigenschaft unserer synchronen Nicoldrehung:
Polarisator und Analysator, jeder für sich um 240° drehbar mit
Ablesung der Drehung am Teilkreis des Mikroskoptisches bezw. am Teilkreis
des Tubus durch Nonius auf 0,1°, synchrone Drehung in jeder Lage des
Tubus und des Beleuchtungsapparates um 240° ausführbar und
außerordentlich stabil mit Ablesung der Drehung am Teilkreis des Tisches
oder des Tubus durch Nonius auf 0,1°. Anastigmatischer Tubusanalysator (Aufschlag) 30 [ ] |
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Polarisationsmikroskop Sy. [ ] 2. Stativ Sy mit:
Anastigmatischer Tubusanalysator, [ ]
Nr. 2060 Aplanatische Hilfslupe mit Gelenk zum Aufsetzen auf das
Okular (M. Berek, Zeitrschr. f. Krist. 55, 617-19)..Grundzahl 30
Statt den Objektiven Nr. 5 und Nr. 7 finden sich hier die Objektive Nr. 2 und Nr. 6 - dadurch mindert sich der Gesamtpreis um Grundzahl 10. In Summa beläuft sich diese Ausstattung damit auf Grundzahl 1149. Die Grundzahl in den Kataloge stellt hierbei die Zahl dar, aus der mit einem zeitlich sich ändernden Faktor der Preis ermittelt werden kann. Während für 1924 keine Preisliste vorliegt, berechnet sich im Jahre 1927 für die Grundzahl 1149 ein Preis von 1381.- Reichsmark bzw. 329.- Dollar. Offenbar ist das hier gezeigte Mikroskop in der originalen Ausstattung bis auf das Objektiv 1 und das Schloß des Holzkastens vollständig erhalten. |
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Insgesamt handelt es sich bei dem hier gezeigten Instrument damit um das besterhaltenste nummerierte Mikroskop dieses revolutionären Types. |
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