Zeiss Mikroskop; Stativ II von 1879. Großes Stativ aus zaponiertem und geschwärztem bzw. schwarz lackiertem Messing, gebläutem Stahl. Das Instrument verfügt über einen ausziehbaren Tubus, Grob- und Feintrieb sowie dreh- und schwenkbaren Plan- und Konkavspiegel. Es läßt sich um die optische Achse drehen. | |||||||||||||||||
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Im Katalog Nr. 22 von
1877 (mit Abbildungen versehen in der Neuauflage 1878) erscheinen 11
Mikroskopstative (darunter immernoch drei mit Rundfuß). Das seit 1861
angebotene "Hufeisenstativ nach Oberhäuser" verschwindet und zwei neue
große Typen erscheinen:
Nr. 22 Stativ I. Grosses Hufeisenstativ, zum Umlegen eingerichtet, mit Drehung um die optische Achse. Grobe Einstellung durch Zahn und Trieb; ausziehbarer Tubus; Cylinderblendung, mit Einrichtung zur Centrirung während des Beobachtens, an einem drehbaren Arm, der durch Zahn und Trieb bewegt wird. Höhe des Instrumentes von der Standfläche bis zum Ocularende, bei mittlerem Auszug 33 Cm. - Dabei Beleuchtungsapparat nach ABBE neben dem gewöhnlichen Spiegel ... M 300.- Nr. 23 Stativ II. Von gleicher Einrichtung wie I, nur etwas kleiner und leichter gebaut und mit Schlitten für die Cylinderblendungen. Höhe des Ganzen 31 Cm. Gleichfalls mit Beleuchtungsapparat ... M 250.- |
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Erstmals erscheinen hiermit die Zahn- und Triebbewegungen zum groben Verstellen des Tubus - bereits einige Jahre zuvor sind sie auf besonderen Wunsch angeboten worden. Diese Form wird mit dem auch hier neu angebotenen Auszugstubus zum Markenzeichen der großen Zeiss Stative bis ins 20. Jahrhundert.
[Für die weitere technische Beschreibung dieser neu eingeführten groben Einstellung sei auf Referenz Nr. 70 verwiesen]
Zu der optischen Ausstattung dieses Mikroskopes können dem Zeiss Verzeichnis von 1877 folgende Daten entnommen werden:
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System A ergibt, wenn die obere Linse allein benutzt wird, eine ganz
brauchbare Vergrößerung, ungefähr die Hälfte von derjenigen
des ganzen Systems.
Okulare pro Stück Mk. 7.- |
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Interessant sind bezüglich der Konstruktion der Stative noch folgende
Sätze aus dem Zeiss-Katalog von 1883:
Die nachfolgend beschriebenen Stative schließen sich - wie diejenigen fast aller continentalen Werkstätten - ihrer allgemeinen Einrichtung nach dem von OBERHÄUSER eingeführten, durch HARTNACK erfolgreich weiterentwickelten Construktionstypus an. Insofern bieten sie daher nichts Eigenartiges. Dagegen ist das constructive Detail aller wesentlichen Theile an unseren größeren Instrumenten - namentlich der groben und der feinen Einstellung, der Spiegelbewegung und der sonstigen Beleuchtungsvorrichtungen - unserer Werkstätte eigenthümlich, als das Resultat langjähriger eigener Bemühungen um die Vervollkommnung der mechanischen Einrichtung des Mikroskops.
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Zwar trägt das hier gezeigte Mikroskop verschiedene Spuren
des Gebrauchs, ist aber eines der ersten überhaupt gebauten typischen
"großen Zeiss Stative" aus dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts.
Der Seite 204 des Auslieferungsbuchs der Firma Carl Zeiss Jena ist zu entnehmen, dass dieses Stativ II am 15.12.1879 als 3230. zusammengesetztes Mikroskop fertiggestellt wird.
Am 28.02.1880 erfolgt die Auslieferung mit den Objektiven A und D und die Okularen 2, 3 und 4 an P. Pumball nach Chesterton. Mithin befindet es sich noch in der kompletten Originalausstattung. Die darauf folgenden 120 Jahre lassen sich nicht mehr rekonstruieren; ca. 2000 taucht das Mikroskop in Somerset, England bei einer Auktion auf, gelangt von dort nach New Orleans, Louisiana und kann schließlich im Juni 2002 für diese Sammlung erworben werden. [Vergleiche: Referenz 2, 25, 54, 62, 70 sowie Optisches Museum der Ernst-Abbe-Stiftung Jena: "Mikroskop Stativ II / mit Abbe'schem Beleuchtungsapparat / Carl Zeiss, Jena / 1876" auf dem Tubusträger signiert "Carl Zeiss / Jena / No. 3102"; Collection of Historical Scientific Instruments at Harvard University, USA: "Zeiss stand II laboratory compound microscope", signiert auf dem Tubusträger: "Carl Zeiss. / Jena. / No. 3218", Inventory Number 1288] (Datierung mit freundlicher und äußerst zuvorkommender Unterstützung von Dr. Wolfgang Wimmer, Archiv Carl Zeiss Jena, 18.06.2002) |
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