Seibert Wetzlar Vergleichsmikroskop


Seibert Wetzlar: Vergleichsmikroskop #15368 von 1913 Seibert Wetzlar: Vergleichsmikroskop #15368 von 1913 Seibert Wetzlar: Vergleichsmikroskop #15368 von 1913

Seibert Wetzlar: Vergleichsmikroskop #15368 von 1913 Seibert Wetzlar: Vergleichsmikroskop #15368 von 1913 Seibert: Vergleichsmikroskop nach Thörner; Abb. aus: W. & H. Seibert Optisches Institut G.m.b.H.: Preis-Verzeichnis der Mikroskope und mikroskopischen Hilfs-Apparate Nr. 39; Wetzlar 1915

Seibert Wetzlar: Vergleichsmikroskop #15368 von 1913
Erstes Vergleichsmikroskop; gefertigt 1913. Dieses Mikroskop ist gefertigt aus zaponiertem und geschwärztem sowie schwarz lackiertem Messing. Es verfügt über einen gespreizten Fuß, der das Mikroskop auch in 90° umgelengten Zustand sicher trägt.

Seibert Wetzlar: Vergleichsmikroskop #15368 von 1913Seibert Wetzlar: Vergleichsmikroskop #15368 von 1913An der Tischplatte ist ein Paar Beleuchtungsapparate mit jeweils dreh- und schwenkbarem Spiegel, Irisblende und Kondensor in Schiebehülse angebracht. Die grobe Einstellung erfolgt über einen Trieb mit seitlichen Rändelrädern, die Feineinstellung an der Säule.

An der Tubusbrücke ist das Tubuspaar befestigt - für Korrekturen bei unterschiedlichen Präparatdicken kann jede Tubuslänge über der Objektivaufnahme mit einer großen radial den Tubus umfassenden Schraube nachgestellt werden.

Das Mikroskop trägt dem Beobachter zugewandt seine Signatur auf der Abdeckung der Brücke:

Seibert Wetzlar
15368

Seibert Wetzlar: Vergleichsmikroskop #15368 von 1913: BeleuchtungsapparateIn der Schublade des Kastens ist die Seriennummer eingestanzt: Nr. 15368. In diesem Fach mit Elfenbeinknauf ist neben dem Zylinderlochblendenpaar und dessen zugehörigen Einsätzen die ebenfalls mit der Seriennummer versehene Vergrößerungstabelle zu finden, sowie ein Pappdöschen W. & H. Seibert Wetzlar: Blaue Gläser u. Dunkelfeldblenden. In den Ring unter den Irislenden zu legen.

Seibert Wetzlar: Vergleichsmikroskop #15368 von 1913: BlaugläserAn optischer Ausrüstung verfügt das Mikroskop neben dem Kondensorpaar mit Irisblenden über je ein Objektivpaar Seibert NO 1, Seibert NO 3, und Seibert NO 5 sowie das Seibert-Okular Nr. 1 und die weiteren Seibert Okulare Nr. 3, Periskop 10x und das Okular Ernst Leitz Wetzlar 6x.

Das Mikroskop ist demnach in allen Teilen noch in der Originalausstattung bewahrt.

Im Preis-Verzeichnis der Mikroskope und mikroskopischen Hilfs-Apparate von W. & H. Seibert Optisches Institut G.m.b.H., Nr. 39 aus dem Jahre 1915 erscheint dieses Mikroskop als:

Seibert Wetzlar: Vergleichsmikroskop #15368 von 1913: VergrößerungstabelleNr. 29 Vergleichsmikroskop nach Thörner (gesetzl. geschützt). Das selbe ist, wie aus Abbildung Fig. 25 ersichtlich, eine Zusammensetzung von 2 Mikroskopen auf einem gemeinsamen Stativ mit Triebwerk für Einstellung und Mikrometerschraube. Um den Unterschied in der Einstellung, der bei der Anwendung verschieden dicker Objektträger entsteht, auszugleichen, befindet sich am unteren Ende des Tubus eine besonders feine Schraubvorrichtung. Die Bilder zweier Objekte werden durch Prismen in einem Okular vereinigt und so zugleich dem Auge sichtbar gemacht. Das Gesichstfeld erscheint in zwei Hälften getrennt, in der einen entsteht das Bild des einen, in der anderen das des zweiten Objekts. Beide können so ohne weiteres verglichen werden, z.B. gesunde und kranke Organe, echte und gefälschte Substanzen etc.
Preis mit Schrank ... 250 Mk.

Für die optische Ausrüstung sind immer 2 Objektive derselben Art erforderlich, ebenso 2 Beleuchtungs-Apparate etc., falls diese hinzugenommen werden. Dagegen ist nur ein Okular von jeder Art nötig.

No. 47 Mittlerer Abbe'scher Beleuchtungsapparat [...] Schiefe Beleuchtung erzielt man durch seitliche Spiegelstellung. Unter der Irisblende befindet sich ein ausklappbarer Ring zur Aufnahme einer blauen oder matten Glasscheibe und Dunkelfeldblende.
Preis einschließlich großer Irisblende ... 30 Mk.

No. 48 Derselbe Beleuchtungsapparat ohne Schraubenvorrichtung zum Heben und Senken ... 20 Mk.

Aus der Tabelle der Achromatischen Objektive ist zu entnehmen:
Objektive
Brennweite der
äquivalenten Linse
in mm
Numerische
Apertur
Öffnungswinkel
in Luft
Durchmesser des Sehfeldes,
gemessen mit Okular 1,
Tubuslänge 170 mm
Preis
in Mark

Nr. 1

25,4

0,22

25°

3,6 mm

18

Nr. 3

8,5

0,35

40°

1,5 mm

18

Nr. 5

4,2

0,85

116°

0,5 mm

30

Seibert Wetzlar: Vergleichsmikroskop #15368 von 1913: Objektivpaar Nr. 1
Seibert Wetzlar: Vergleichsmikroskop #15368 von 1913: Objektivpaar Nr. 3
Seibert Wetzlar: Vergleichsmikroskop #15368 von 1913: Objektivpaar Nr. 5

Das Huyghens'sche Okular Nr.1 kostet 5 Mark. Danach beläuft sich der Preis für das hier gezeigte Mikroskop im Jahre 1915 auf 427.- Mark.
Abb. aus Inostranzeff: Uber [sic!] eine Vergleichskammer zur mikroskopischen Untersuchung undurchsichtiger Mineralien; Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie, Jg 1885, II. Band, S. 94 ff.Abb. aus Inostranzeff: Uber [sic!] eine Vergleichskammer zur mikroskopischen Untersuchung undurchsichtiger Mineralien; Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie, Jg 1885, II. Band, S. 94 ff.Die Idee eines Vergleichsmikroskops taucht erstmals 1885 im Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie (Jg 1885, Bd. II, S.94 ff.) auf. Alexander von Inostranzeff beschreibt hier im Mai 1885 als ersten Versuch einen Aufbau von zwei nebeneinander stehenden Mikroskopen, von denen eines eine Camera lucida von Hartnack aus Potsdam trägt, mit einem die Hälfte des Gesichtsfeldes abblendenen Diaphragma, während im Tubus des anderen eine ebensolche Blende die entsprechende andere Hälfte des Gesichtsfeldes ausblendet. Als wesentlichen Nachteil wird bei dieser Anordnung die Schwächung des einen Halbbildes durch die Camera lucida identifiziert - die zu vergleichenden Objekte erscheinen demnach nicht in gleicher Helligkeit. Daher schlägt der russische Wissenschaftler den Bau einer "Vergleichskammer" vor, die vom Universitätsmechanikus H. Frantzen in St.Petersburg als Prototyp zur Ausführung kommt. Zwei Prismenpaare stellen hier im Okular die Bilder beider Objekte gegenüber.
Abb. aus Henri van Heurck: Le Microscope (1891), S.101 ff.Eine weitere Konstruktion eines Vergleichsokulars wird von Carl Reichert Wien nach Angaben von Henri van Heurck Antwerpen im Jahre 1887 als Einzelanfertigung ausgeführt. Hier können zwei Umlenkprismen gegeneinander verschoben werden, um so den im Okular gemeinsam gezeigten Bildausschnitt gegeneinander zu variieren.
Beide Vorschläge werden von den führenden optischen Werkstätten der Zeit nicht weiter verfolgt.

Abb. aus: Thörner: Über ein Vergleichsmikroskop; Mikrokosmos (Jg. 6, 1912/13, S.123 ff.)Erst 1911 wird nach den Vorschlägen des Osnabrücker Chemikers Wilhelm Thörner ein eigenes Vergleichsmikroskop gebaut. Dieser Urtyp des Vergleichmikroskops entsteht in der Werkstätte von W. & H. Seibert in Wetzlar. Thörner stellt das Instrument in zwei Publikationen vor, sowohl in der Medizinischen Wochenschrift (Jg. LIX, 1912, No.30, S. 1664 ff.) als auch im Mikrokosmos (Jg. 6, 1912/13, S.123 ff.); S.E.Wychgram diskutiert ebenfalls in 1912 diese Konstruktion in der Zeitschrift für wissenschaftliche Mikroskopie (Jg. 29, 1912, S. 367 ff.). Nach dem Prinzip Inostranzeffs werden die Bilder zweier getrennt beleuchteter und von getrennten Objektiven abgebildeten Objekte in einer Okularbrücke über zwei Prismenpaare so gegenübergestellt, dass jedes je die Hälfte des Gesichtsfeldes belegt.
Um diesem Mikroskop eine weite Verbreitung zu garantieren, wird über eine Rändelschraube an der Okularbrücke die Möglichkeit gegeben, die zentralen Prismen auf einer Schiene im Innern der Brücke derart zu verschieben, dass statt die Objekte gemeinsam auf je einer Bildhälfte zu zeigen alternativ auch jeweils das Bild nur eines der Objekte das Gesichtsfeld in voller Größe einnehmen kann. So ist bei diesem Urtyp des Vergleichsmikroskops die Option auf Verwendung als reguläres Mikroskop gewährleistet. Auf die Gesamtkonstruktion wird ein Gebrauchsmusterschutz erteilt (D.R.G.M.).

Abb. aus: Thörner: Über ein Vergleichsmikroskop; Mikrokosmos (Jg. 6, 1912/13, S.123 ff.)Als Lebensmittelchemiker hebt Thörner die sich mit diesem Instrument ergebenden verschiedenen Möglichkeiten für die Untersuchung von Nahrungsmitteln hervor. Thörner entwickelt darüber hinaus die Ideen des Mineralogen Inostranzeff weiter und sieht die Möglichkeit eines von zwei Präparaten des selben Mediums mit polarisiertem Licht zu beleuchten und über das Okular einen Aufsatzanalysator zu setzen um so eine direkte Gegenüberstellung der Bilder eines Mediums mit und ohne Polaristionseffekten zeigen zu können.

Im Katalog der Mikroskope und mikroskopischen Hilfs-Apparate der Firma W. & H. Seibert aus dem Jahre 1915 erscheint jenes Mikroskop in allen Details wie von Thörner beschrieben, entbehrt jedoch das Verschieben der zentralen Prismen gänzlich (siehe oben).

Seibert Wetzlar: Vergleichsmikroskop #15368 von 1913 in KastenDie Idee des Vergleichsmikroskops wird von C. Metz bei der Firma Ernst Leitz in Wetzlar aufgegriffen und es wird 1913 ein Doppelmikroskop für vergleichende Mikroskopie vorgestellt, allerdings ohne die Vereinigung der Bilder in einem einzigen Okular. 1922 folgt in Anlehnung an das Prinzip Inostranzeffs bei Leitz die Vorstellung eines eigenen Vergleichsmikroskops nach Metz. Carl Reichert Wien und Carl Zeiss Jena bieten statt Vergleichsmikroskopen Vergleichsokulare an.

Im Frühjahr 2005 kann dieses Mikroskop aus Stockholm, Schweden für die Sammlung gewonnen werden.

[vergleiche neben den im Text erwähnten Quellen Referenz 87 und The Microscope Collection at the Science Museum London: "Comparison Microscope by Seibert", signiert "Seibert / Wetzlar / 15041", Inventory No. A1982-969 (ein Schild am Kasten verweist auf den ursprünglichen Eigentümer: "Vereinigte Lausitzer Glaswerke A.G. / Abt.: Warmbrunn, Quilitz & Co / BERLIN")]

(Vermittlung des Mikroskops mit idealistischer Hilfe von Carl Staffan Folcker, ihm sei hier nochmals herzlich gedankt!)



14.04.2005 by Timo Mappes

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