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Kleines Mikroskop für petrografische Untersuchungen; Stativ
V von R. Fuess Berlin aus 1890. Das Mikroskop besteht aus zaponiertem,
geschwärztem und vernickeltem Messing, gebläutem Stahl und im
Hufeisenfuß aus einer schweren Zinklegierung. Die Beleuchtung erfolgt
über einen vierfach gelagerten Hohl-
und Planspiegel sowie einen mit Kondensorlinse versehenen
Polarisator, welcher in einer Schiebehülse geführt und an einem
Arm aus der optischen Achse geschwenkt werden kann.
Ein mit freier Hand einstellbarer Auszugstubus ermöglicht das Verwenden der Bertrandlinse. Die Fokusierung erfolgt über ein Rändelradpaar mit Zahn und Trieb. Über der zenrierbaren Objektivfassung ist ein Schlitz zum Einbringen von Verzögerungsplatten angebracht. Die Signatur ist dem Benutzer zugewandt auf einem Messingschild angebracht, welches durch vier Schrauben auf den schwarz lackierten Fuß angebracht ist: Berlin No 352. |
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Von der ursprünglichen optischen Ausrüstung sind die abgegriffenen,
offenbar einmal vernickelten Objektive Nr.
0. und Nr.
7. sowie ein Meßokular und das Okular
Nr. 3 erhalten.
Zusätzlich
verfügt das Instrument über ein französisches Immersionsobjektiv
mit Korrektion No 10. à immersion
C. Verick.
Constant Verick betreibt in Paris eine Werkstatt und hebt bei seinen frühen Instrumenten in der Signatur seine Lehre bei Edmund Hartnack hervor, ab 1882 wird das Unternehmen von seinem Schwiegersohn Maurice Stiassnie weitergeführt. Damit ist dieses Objektiv älter als das Mikroskop, es kann nicht mehr festgestellt werden, zu welchem Zeitpunkt es Teil der Ausstattung des hier gezeigten Instrumentes wird. |
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Heinrich Ludwig Rudolf Fuess (1838 - 1917) wird in Moringen geboren.
Er geht 1853-57 beim Mechanicus Hermann Pfaff in Göttingen in die Lehre.
In dieser Zeit
besucht er an der dortigen Universität Vorlesungen zur Mathematik und
hört Physik bei Wilhelm Eduard Weber (1804 - 1891) sowie Optik bei Johann
Benedict Listing (1808 - 1882). Als Geselle arbeitet Fuess bei Hugo
Schröder (1834-1902) in Hamburg und später beim Nivellierhersteller
R. Löhmann in Berlin.
Am 01.04.1865 gründet Rudolf Fuess seine Firma mit Räumlichkeiten in der Mauerstraße 84 in Berlin-Mitte. Bereits in der Preisliste von 1865 werden drei verschiedene Mikroskopstative, drei Objektive und zwei Okulare (Vergrößerungen von 60- bis 300-fach linear) angeboten. Das junge Unternehmen zieht 1870 nach Kreuzberg in die Wasserthorstraße 46. Hier wird nach Angaben von Paul Groth (1843-1927) der erste "krystallographisch-optische Universalapparat" gebaut, dieser junge Mineraloge hatte an der Universität Berlin 1868 promoviert und sich dort 1870 habilitiert. Anfangs werden in der Fuess'schen Werkstatt in der Wasserthorstraße Gesteinsdünnschliffe von eingesandten Proben angefertigt. In Zusammenarbeit mit dem 1868 an die Berliner Universität berufenen Justus Roth (1818-1892) werden kurz darauf erste systematische Dünnschliffsammlungen angeboten. Die Firma wächst weiter und zieht bereits 1873 in die Alte-Jakobstraße 108. Im Jahre 1875 wird die Firma J.G. Greiner & Geißler von R. Fuess übernommen. |
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Ab Anfang der 1870er bezieht das Unternehmen die Optiken der Mikroskope
von Eduard Hartnack. In der Fachwelt der Zeit wird dies positiv hervorgehoben,
da sich Fuess so einzig auf die durchdachte mechanische Ausführung der
Mikroskope konzentrieren
kann. Die rasch wachsende Firma übersiedelt 1892
nach Berlin-Steglitz und wird für
die aus der Firma hervorgehenden Polarisationsmikroskope weithin gelobt;
erst 1927 werden Mikroskope für biomedizinische Zwecke in das
Fertigungsprogramm aufgenommen.
Erst ab Ende der 1870er werden die Mikroskope der Firma durchgehend signiert und nummeriert - im Jahre 1898 wird das Mikroskop mit der Seriennummer 700 verkauft. Wer das hier gezeigte Mikroskop ursprünglich erworben und eingesetzt hat, ist nicht mehr rekonstruierbar. Es kann im Mai 2009 aus einem Nachlaß in einer Kleinstadt in Maryland, USA erworben werden - der älteste bekannte Besitzer hieß mit Nachnamen Genson und wanderte kurz nach dem Ersten Weltkrieg aus Litauen in die USA ein. Sein Enkel vermutet, dass er dieses Mikroskop bereits bei seiner Einreise aus dem Baltikum einführte. [Vergleiche Referenz 2, 29, 37, 39, 47, 58, 87, 88, 92, 93, 94 , 96] |
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