F. W. Schieck: Patentiertes Trichinen-Mikroskop


F.W. Schieck in Berlin Patent Trichinenmikroskop F.W. Schieck in Berlin Patent Trichinenmikroskop F.W. Schieck in Berlin Patent Trichinenmikroskop F.W. Schieck in Berlin Patent Trichinenmikroskop

F.W. Schieck in Berlin Patent Trichinenmikroskop - Tubus zum wechsel des Kompressoriums zur Seite geklappt F.W. Schieck in Berlin Patent Trichinenmikroskop F.W. Schieck in Berlin Patent Trichinenmikroskop - ohne Kompressorium

F.W. Schieck in Berlin Patent Trichinenmikroskop mit Kasten

Schieck Revolver-Trichinoskop mit runden Objektgläsern; um 1894 im Kasten. Nach Reichspatent Nr. 11727 wird dieses Stativ nahezu baugleich von den Firmen Paul Waechter (Berlin, später Friedenau, dann wieder Berlin) und F.W.Schieck (Berlin) gebaut.
F.W. Schieck in Berlin Patent Trichinenmikroskop Schieck-Trichinenmikroskop. Abb. aus: A. Johne: Trichinenschauer; 7.Auflage; Verlagsbuchhandlung Paul Parey; Berlin; 1902 F.W. Schieck in Berlin Patent Trichinenmikroskop - ObjektivDas Mikroskop besteht aus einem grün lackierten Hufeisenfuß aus Gusseisen mit gold-gefassten Rändern, zaponiertem, geschwärztem und vernickeltem Messing sowie teilweise gebläutem Stahl.

Die Fokuseinstellung erfolgt über eine Zahnstange mit Trieb; das Stativ ist umlegbar. Der Plan- und Konkavspiegel ist zweifach gelagert. Für mikroskopische Untersuchungen ohne das runde Kompressorium, verfügt der Tisch über zwei Bohrungen um die vernickelten Objektklemmen aufzunehmen. Ferner sind dem Instrument hierfür in einer kleinen runden Pappschachtel eine Lochblende und ein Blauglas zum Einlegen in den Tisch beigegeben. Die optische Ausrüstung besteht aus einem dreiteiligen Satzobjektiv mit den nummerierten Linsen 1, 2 und 3 sowie einem Okular Nr.2.

F.W. Schieck in Berlin Patent Trichinenmikroskop - OkularIm Kasten prangt der Herstellerstempel:

Optisches und mechanisches Institut
von
F.W. Schieck
Berlin SW. 11.
Hallesche Strasse No. 14

Die Seriennummer ist im Kastenrand vermerkt Nr. 16418.
Paul Waechter Patent-Mikroskop XIII. Abb. aus: Paul Waechter Optische Werkstätte Berlin: Mikroskope und mikroskopische Hilfsapparate; No. 14; Berlin 1889 In Paul Waechter Optische Werkstätte Berlin: Mikroskope und mikroskopische Hilfsapparate (No. 14; Berlin 1889) wird diese Konstruktion gelistet als:

No. XIII. Patent-Mikroskop für Trichinenschauer erfunden von Paul Waechter.

Deutsches Reichs-Patent No. 11 727.

No. 33 Dieses Mikroskop ist in viele tausenden von Exemplaren verbreitet. Anerkannt vorzüglichstes Mikroskop zum Zwecke der Trichinenschau. Ausserordentlich schnelles und ganz sicheres Arbeiten (Fig. 6).
Ausführliche Beschreibung und Anleitung zum Gebrauche des Patent -Mikroskops gratis und franco.
Objectiv 5 (1+2+3) mt kleiner Apertur; Ocular 3.

Vergrösserungen 30, 100 und 150 resp. 50, 100 und 200 X ... 60.- Mark
Das Instrument befindet sich im verschliessbaren Mahagonikasten.

1 Paar runde Objectträger zum Patent-Mikroskop ... 3.- Mark
1 anatomisches Besteck No. 68 ... 5.- Mark

Das hier gezeigte Mikroskop von F.W.Schieck hat den Vorteil, dass im Gegensatz zum ähnlichen Modell von Paul Waechter, der gesamte Tubusträger durch ein Lager an der Säule zur Seite geschwenkt werden kann um einen leichteren Kompressoriumswechsel zu ermöglichen.

Paul Waechter Patent-Mikroskop. Abb. aus: Deutsches Reichs-Patent No. 11727F.W. Schieck in Berlin Patent Trichinenmikroskop - Stempel im KastenIn A. Johne: Trichinenschauer (7.Auflage; Verlagsbuchhandlung Paul Parey; Berlin; 1902) wird diese Konstruktion beschrieben, wie folgt:

Das P. Waechter'sche Patentmikroskop Nr. XIII, Fig. 23 (R.=P. Nr. 11727, im Prinzip mit dem schon 1878 von A. Koch in Wien erfundenen Objektrad übereinstimmend), auf dessen Tisch sich um eine Achse zwei runde, 9,6 cm breite und ca. 5 cm starke Glasplatten drehen lassen, welche durch eine an der Achse angeschnittene Schraubenmutter (Metallknopf) beliebig aufeinander gepreßt werden können. Zwischen beiden Platten kommen die Präparate (Fleischstückchen) zu liegen. Bei jeder der Umdrehungen der Scheibe entgeht kein Punktdes das Gesichtsfeld durchlaufenden Kreises dem Auge.

Beim Gebrauche stellt man die Glasplatten vermittelst der rechts am Objekttisch befindlichen Triebschraube zunächst so, daß der Rand der runden Objektträger der Säule des Stativs so nahe wie möglich kommt, und dreht sie dann, während das Auge von oben in das Mikroskop sieht, langsam von rechts nach links. Nach jeder Umdrehung, welche sich durch Einspringen einer Feder deutlich fühlbar macht, rückt man durch die an der Seite befindliche Triebschraube die Objektträger um die Breite eines Gesichtsfeldes nach vorn, und zwar bei schwacher Vergrößerung um 3, bei mittlerer um 2 Zähne. Für die stärkste Vergrößerung (1+2+3) ist das Patentmikroskop nicht mehr brauchbar, da hierzu viel dünnere Deckgläser erforderlich sind. (Preis inkl. Besteck, Verpackung und Porto 66 Mk).

F.W. Schieck in Berlin Patent Trichinenmikroskop - Ansicht der Mechanik F.W. Schieck in Berlin Patent Trichinenmikroskop - Ansicht der Mechanik F.W. Schieck in Berlin Patent Trichinenmikroskop - ohne Kompressorium

F.W. Schieck in Berlin Patent Trichinenmikroskop - Blauglas und LochblendeIn der frühesten Quelle (F.W. Rüffert: Mikroskopische Fleischbeschau; 2. Auflage; Verlagsbuchhandlung J.J. Weber; Leipzig 1887) mit einer Abbildung dieses Mikroskops, wird das Instrument als Patent von Waechter und Schieck bezeichnet.

Friedrich Wilhelm Schiek (1790 - 1870) kommt als Geselle nach Berlin, nachdem er bei dem Hof-Opticus und Mechanicus Ludwig Wisskemann im Schloß des Prinzen Ernst Constatin zu Hessen-Phillipsthal 3 Jahre die praktische Mechanik kunstmässig erlernt und 1811 abgeschlossen hat. Als Gründungsjahr der Firma Schiek wird 1819 angegeben, vier Jahre vor Plössl (mit dessen Stil die Mikroskope Schieks häufig verglichen werden). Das optisch-mechanische Institut bezeichnet sich später in Anzeigen selbst als älteste Mikroskopfabrik Deutschlands.

In Berlin hat Carl Philipp Heinrich Pistor (1778-1847 ) bereits 1813 eine eigene Werkstätte gegründet, in der neben astronomischen und geodätischen Instrumente auch Mikroskope gefertigt werden. Letztere sind nach dem Vorbild der englischen Geräte gebaut, z.B. nach Jones, Ellis, Adams etc.
F.W. Schieck in Berlin Patent Trichinenmikroskop - im KastenAnzeige von F.W.Schieck in A. Johne: Trichinenschauer; 7.Auflage; Verlagsbuchhandlung Paul Parey; Berlin; 1902Zu erwähnen ist hier, dass auch Reichenbach in England nach technischem Know-How suchte (u.a. bei Tulley und Hunt) und so fast alle kleinen und mittleren Fraunhoferschen Mikroskope den englische (Stangen-)Stativen ähnlich sind.

Möglicherweise ist nun Schiek bis zum Jahr 1824 als Zulieferer für Pistor tätig. Danach wird er Teilhaber, die Firma nennt sich Pistor & Schiek. Aus dem Jahre 1829 liegt in Astronomischen Nachrichten Bd. 7 eine ausführliche Preisliste vor.

Sehr wahrscheinlich ist Schiek neben dem kreativen Theoretiker Pistor der mechanische Künstler in der Werkstatt. Man spricht in der Literatur der Zeit lobend von den Schiek'schen Mikroskopen. Gegen Ende des Jahres 1836 trennt sich Schieck schließlich von Pistor.

In eigener Werkstatt baut Schiek ab 1837 Mikroskope. Der "Rothe Adler Orden 4. Klasse" wird Schiek 1858 vom preußischen König für seine Verdienste im Mikroskopbau verliehen. Bis zu diesem Zeitpunkt haben 954 Mikroskope die Werkstatt verlassen.

In den Jahren 1860 bis 1864 bildet Schiek seinen Sohn Friedrich Wilhelm Hermann Schieck [sic!] aus, der die Werkstatt schließlich 1865 übernimmt. F.W. Schieck spezialisiert sich auf die Weiterentwicklung handlicher und zugleich leistungsstarker Trichinen- und Reisemikroskope. Sein Vater stirbt 1870.

F.W. Schieck in Berlin Patent Trichinenmikroskop - Seriennummer im KastenIn Anzeigen um die Jahrhundertwende wirbt die Firma F.W.Schieck mit ihrer bisher ausgelieferten bzw. produzierten Gesamtzahl an Mikroskopen: 1902 waren es über 36000, 1903 bereits über 41000 und 1904 schon über 45000 Instrumente. Zu beachten ist hier jedoch, daß in dieser Zeit wohl vorwiegend Trichinenmikroskope hergestellte werden, welche insbesondere in Preussen zum Einsatz kommen.

(Referenz 24, 35, 36 )


19.12.2004 by Timo Mappes

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