Reichert-Mikroskop


Reichert # 11692 Reichert # 11692 Reichert # 11692

Carl Reichert Wien 11692, Kasten und Zubehör

Reichert Homogene Immersion 1/12 " No. 3441 Reichert Homogene Immersion 1/12" No. 3441 Reichert Homogene Immersion 1/12" No. 3441

Forschungsmikroskop von Reichert; Wien um 1892/93. Zaponiertes, geschwärztes und vernickeltes Messing, Stahl, vulkanisierte Tischenplattenauflage (hierdurch wird ein Verkratzen der Objektträger verhindert und die matt-schwarze Oberfläche wirkt jeglichen störenden Spiegelreflexen entgegen). Instrument mit Auszugtubus, Grobeinstellung durch seitliche Rändelräder, Feinfokus an der Säule über Rändelrad mit Zeiger und 50 Teilen, dieses Rad graviert: 1 U = 0' 37 m/m . Über seitlichen Zahntreib abfahrbarer und ausschwenkbarer Beleuchtungsapparat mit Abbékondensor. Konkav- und Planspiegel, über 5 Lager (!) beliebig verstellbar und über den Tisch schwenkbar - um so auch opake Objekte zum Mikroskopieren beleuchten zu können. Dreifachobjektivrevolver, in Schreibschrift signiert: C. Reichert Wien.

Reichert 11692: Beleuchtungsapparat Reichert 11692: Beleuchtungsapparat

Auf dem Tubus dekorativ signiert: C. Reichert Wien, VIII. Bennogasse 26. No 11692  Ferner dem Benutzer zugewandt auf dem Hufeisenfuß Herstellernachweis: C. Reichert Wien

Reichert # 11692Objektive mit zugehörigen signierten Dosen: Nr. 2, Nr. 4, Nr. 6 und Nr. 8a . Zusätzlich Objektiv Homog. im. 1/12" Apert. 1.30 signiert ferner: C. Reichert, Wien No 3441 

Okulare Nr. 2 Micrometer, Nr. 4 und Nr. 5; Lochblendeneinsatz.

Reichert, Signatur 11692Im Kasten geprägt: No. 11692

Carl Friedrich Wilhelm Reichert wird am 26.12.1851 in Sersheim, Württemberg geboren. Nach dem frühen Tod seiner Eltern lebt er bei seinem Großvater und geht in Bietigheim zur Schule. Eine Mechanikerlehre beginnt er 1865 bei W. Stierle, Heilbronn. Parallel dazu besucht er die gewerbliche Fortbildungsschule. Nachdem er als Geselle in mehreren mechanischen Unternehmen gearbeitet hat, reist Reichert über Mainz, Köln, Duisburg, Essen, Hannover nach Hamburg. Später zieht es ihn nach Berlin, wo er bei Siemens und Halske Arbeit findet. Schon 1870 fährt der junge Reichert via Leipzig, Dresden und Prag nach Wien. Bedingt durch den deutsch-französischen Krieg verläßt Reichert Wien und zieht mit gleichgesinnten Mechanikern nach Neuchâtel in die Schweiz. Kurze Zeit lebt Reichert danach in Karlsruhe, von wo aus er im Frühjahr 1872 in Pforzheim auf die Firma Öchsle stößt. Beim Vater des damaligen Besitzers war zufällig auch Ernst Leitz in die Lehre gegangen und so kommt es, dass Reichert nach Wetzlar zieht. Ursprünglich ist eine Beteiligung Reicherts an den Leitz'schen Werkstätten geplant. Nach einem einjährigen Aufenthalt bei Hartnack, Potsdam kehrt Reichert 1875 nach Wetzlar zurück, störte sich aber daran, dass Frau Leitz sich zunehmend in die Geschäfte einmischt.

Carl Reichert (1851 - 1922)Reichert # 11692 - RevolverEinvernehmlich trennt sich Reichert von Leitz und übersiedelt mit zwei Mechanikern im November 1876 in die Mölkergasse 3, Wien. Dort werden nach Hartnack'schem Vorbild Mikroskope hergestellt.

Als sich das Unternehmen gefestigt hat, übersiedelt die Werkstatt im Jahre 1878 in die Laudongasse 40 und Reichert nimmt im gleichen Jahr die Schwägerin von Ernst Leitz zur Frau, welche jedoch schon im März 1881 an Kindbettfieber stirbt. Mitte November des selben Jahres heiratet Reichert die Schwester seiner verstorbenen Frau. Die Werkstatt ist 1881 ebenfalls umgezogen und befindet sich nun in der Bennogasse 26.

Der erste Erfolg der Firma ist die Pariser Ausstellung 1878. Der damalige österreichische Generalkommissär der Optik und Mechanik, Freiherrn von Wertheim veranlaßt Carl Reichert das junge Unternehmen hier mit seinen Mikroskopen vorzustellen. Der Firma kann sämtliche ausgestellten Instrumente verkaufen und bekommt die große Goldene Medaille verliehen.

Derart ausgezeichnet laufen rasch viele Bestellungen weiterer Mikroskope in Wien ein - mit 50 Mitarbeitern verkauft Carl Reichert bereits 1883 sein Mikroskop Nr. 1000.

Das universelle Stativ Reicherts nach dem Vorbilde Hartnacks wird 1889 auf der Pariser Weltausstellung wiederum mit der Goldenen Medaille ausgezeichnet.

Im Jahre 1891 wird die Seriennummer 10000 erreicht und noch vor der Jahrhundertwende kann das 20000ste Mikroskop 1898 die Werkstatt verlassen.

Am 12.12.1922 verstirbt der Kaiserliche Rat Carl Reichert in Wien.

(Als Geschenk zum Vordiplom im Fach Maschinenbau an der Universität Karlsruhe (TH) im Jahr 2000 von meinen Eltern - mit freundlicher Unterstützung von Simon Weber-Unger)

[Vergleiche Referenz 2, 3, 9, 22, 25, 82, 136 sowie Quekett Journal of Microscopy 39, 2001: 59-72; Pathologisch-anatomischen Bundesmuseum Wien: "Zusammengesetztes Mikroskop um 1893 / Signatur: C. Reichert, Wien, VIII, Bennogasse 26, No. 10040", Museal-Nr. 31.583 und"Zusammengesetztes Mikroskop um 1895 / Signatur: C. Reichert, Wien VIII., Bennogasse 26, No. 12675", Museal-Nr. 24.203]

 


31.10.2001 by Timo Mappes

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